Geografische Lage, Geschichte und Politik

Mali ist ein sehr großes Land mit einer Fläche von 1,24 Millionen Quadratkilometern und hat etwa 20 Millionen Einwohner. Die Nachbarländer sind Mauretanien, Algerien, Niger, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea und Senegal. Die Hauptstadt des Landes heißt Bamako und liegt an dem großen Fluss Niger, der durch die südlichen, fruchtbaren Teile des Landes Mali fließt. Nach Norden erstrecken sich die Sahelzone und die Saharawüste, die ca. 60 % der Landesfläche einnehmen. Die meisten Menschen in Mali leben von der Landwirtschaft. Die klimatischen Bedingungen sind schwierig, in der heißen Trockenzeit von Februar bis Mai leiden Menschen, Tiere und Landwirtschaft in vielen Regionen unter großer Hitze und extremem Wassermangel, in der Regenzeit von Juni bis Oktober sind Überschwemmungen häufig. Lediglich von November bis Januar herrscht gemäßigtes Klima. Obwohl das Land reich an Bodenschätzen ist, ist der größte Teil der Menschen sehr arm, da die meisten Menschen im heutigen Mali wenig Anteil an den Ressourcen ihres Landes haben. In Mali leben verschiedene Ethnien und es gibt über 30 verschiedene Sprachen. Obwohl Französisch die offizielle Landessprache ist, ist Bambara die Sprache, die von den meisten Menschen gesprochen wird. Mali hat eine lebendige Kultur mit Musik, Tanz und Schauspiel, insbesondere viele Musiker sind in der ganzen Welt bekannt.

Obwohl die meisten Europäer wenig davon wissen, hat Mali eine lange, spannende Geschichte und eine alte, traditionsreiche Kultur, die lange vor der Kolonialzeit begann. Davon kann hier nur in sehr kurzgefaßt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit erzählt werden. Zwischen dem 5. Jahrhundert und dem 16.Jahrhundert gab es aufeinanderfolgend 3 bedeutende Reiche, die sich ungefähr auf dem Gebiet des heutigen Malis befanden. Das Ghana-Reich (nicht identisch mit dem heutigen Staat Ghana), das Mali-Reich und das Songhai-Reich. Schon in diesen Zeiten gab es organisierte Verwaltung, lebhaften Handel und großen Reichtum aufgrund der Goldvorkommen. Im Jahr 1236, zur Zeit des Malireichs, wurde die Charta von Kurukun Fuga, eine Art frühes Grundgesetzt und Menschenrechtscharta, verkündet.

Ab dem 11. Jahrhundert breitete sich der Islam zunehmend aus. Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Timbuktu seine Blütenzeit als Zentrum der islamischen Gelehrten. In der heutigen Zeit bekennen sich ca. 80 % der Bevölkerung zum Islam.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Land von französischen Kolonialtruppen besetzt. Die Widerstandsbewegung kämpfte bis 1898 gegen die Besatzer. In den 1950ziger Jahren erstarkte die Widerstandbewegung wieder und schließlich wurde Mali am 22. September 1960 unabhängig. Deshalb ist der 22. September Nationalfeiertag.

Aber auch nach der Kolonialzeit blieb die Geschichte Malis bewegt.

Von 1960 bis 1968 erlebte Mali unter Präsident Modibo Keita eine sozialistisch geprägte Periode. . 1968 kam es zum ersten Mal zu einem Militärputsch. Die Militärregierung mit dem Präsidenten General Moussa Traoré blieb an der Macht, bis es 1991 zu massenhaften Protesten und einem Generalstreik kam. 1992 wurde eine neue Verfassung beschlossen und es wurden Wahlen abgehalten. Von 1992 bis 2002 war Alpha Oumar Konaré Präsident und von 2002 bis 2012 Amadou Toumani Touré (ATT). Hinter den Fasssaden der malischen Demokratie, die häufig als Vorzeigedemokratie bezeichnet wurde, war der Alltag jedoch von Korruption, Armut und fortbestehender Einflussnahme durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich geprägt. Konflikte mit den Tuareg im Norden des Landes flammten immer wieder auf. Im Januar 2012 begannen Tuaregrebellen, verstärkt durch Tuareg die nach die militärisch ausgebildet und gut bewaffnet aus Libyen zurückkehrten, den Norden Malis zu besetzen. Die extrem schlecht ausgerüstet malische Armee hatte dagegen, Die Tatenlosigkeit der Regierung führte zu großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Im März 2012 kam es wieder zu einem Putsch, der die Regierung des Präsidenten ATT beendete. Später wurde eine Übergangsregierung gebildet, die bis zu den Wahlen im August 2013 im Amt blieb. Währendessen verschärften sich die Konflikte im Norden Malis. Die Tuareg-Miliz ging vorübergehend Allianzen mit islamistischen und terroristischen Gruppen ein und besetzten zunehmend den Norden Malis. Die Islamisten hatten bald mehr Einfluss als die Tuareg und beherrschten unter anderem die Städte Kidal, Timbuktu und Gao. Im Januar 2013 rückten sie weiter nach Süden vor und der Präsident der Übergangsregierung bat Frankreich um Hilfe. Den französischen Truppen gelang es zwar relativ schnell die von den Islamisten besetzten Gebiete zurückzuerobern, nicht aber die Terrorgruppen zu vertreiben oder unter Kontrolle zu bringen. Bis heute wird Mali immer wieder von Attacken und Attentaten erschüttert. Nach den Wahlen im August 2013 begann die erste Amtszeit des Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita (IBK), auf die von 2018 bis 2020 eine zweite Amtszeit folgte. Die großen Hoffnungen, die die Menschen in IBK setzten, wurden enttäuscht. Die Regierung konnte die zahlreichen Probleme wie Armut, Korruption, Terrorismus, schlechtes Funktionieren der Verwaltung und des Bildungs- und Gesundheitssystems nicht lösen, vieles verschlimmerte sich noch. Das Vertrauen der Menschen in die politischen Führer wurde immer geringer. Am 19. August 2020 kam es zu einem erneuten Militärputsch, dem wochenlange Demonstrationen gegen die Regierung vorausgegangen waren. Deshalb wurden der Putsch und der Rücktritt des Präsidenten von großen Teilen der Bevölkerung befürwortet und auch jetzt stehen die Malier überwiegend hinter der Übergangsregierung. Während die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft und die EU versuchen Mali durch Sanktionen zu baldigen Wahlen zu drängen, möchten die meisten Malier zunächst die Bedingungen dafür schaffen, dass diese im ganzen Land ohne Korruption und Bedrohung durch Terroristen abgehalten werden können.

Viele werden sich jetzt vielleicht fragen, was MALIKO in dieser schwierigen Situation tun kann und ob dies einen Sinn und eine Aussicht auf Erfolg hat. Dazu muß man sagen, dass zumindest bis jetzt die Sicherheitslage an unseren Projektorten immer so war, das die Projekte durchgeführt werden konnten. Außerdem ist die Stärkung der Gesellschaft, zunächst einmal dadurch, dass die Menschen ihre Grundbedürfnisse nach Trinkwasser, Nahrung und Gesundheitsversorgung erfüllen können und dann dadurch, dass sie durch Bildung und durch die Möglichkeit ein kleines Einkommen zu erwirtschaften unabhängig werden können, der einzige Weg um die Menschen zu ermächtigen, die zahlreichen Probleme irgendwann Schritt für Schritt zu lösen. Daran arbeiten wir zusammen mit MALIKO Mali, nicht als Hilfsorganisation, sondern als Partner.

Dr. Elke Sougoulé, Mai 2022